Sonntag, 28. Oktober 2007

Der Koehler (Il carbonaio – U carvunaru)

Ich komme aus einer Familie von Koehlern, ein Beruf, der von einer Generationauf die andere ueberging: mein Grossvater Nino (Antonino), meine Onkel Ciccio, Peppe und Saru, die alle ausgewandert sind und natuerlich mein Vater Natu.

Ein heute verschwundener Beruf.Einmal war diese Taetigkeit eine der lukrativsten Wirtschaftszweige meinesDorfes und unserer ganzen Gegend. Die Werkzeuge dazu waren Hippe (runca) undAxt (faccetta). Die Motorsaege (u serruni) kam erst spaeter fuer die, die siesich leisten konnten. Damit sparten sie sich viel Muehe und knochenbrechendeArbeit.Der Koehler hatte die Funktion eines Waldputzers (spazzinu), denn er war dasletzte Glied in der kontrolliert Abholzung, die den Wald sauber hielt. Zuerstschlugen die Holzfaeller die Staemme (chianchi), die dann mit Ochsen (paru divoi) und Maulesel abgefuehrt wurden. Die im Holzhandel nicht genutztenHolzreste wurden vom Koehler genutzt. Er suchte sich zuerst einen Platz, wo das Holz in Kohle verwandelt werdensollte (fossa i carvuni). Der Platz fuer den Kohlenmeiler sollte eben und vomWind geschuetzt sein. Der Wind war der schlimmste Feind des Koehlers. Deshalbwurde selten eine Talsohle gewaehlt. Man suchte sich immer einen Platz am Fusseines Berges oder Huegels, mit Wasser in der Naehe, und das aus drei Gruenden:. Man warf oder schleifte das Holz dorthin und dafür war ein Gefaelleeinfacher.. Dort war man vor dem Wind geschuetzter.. Wasser war notwendig um Holz in Kohle zu verwandeln.Mit Hacke und Schaufel machte man den Platz im Durchmesser von 5 bis 10 Meterneben, die Größe hing von der benutzten Holzmenge ab. Genutzt wurden alleHolzstuecke, die die Holzfaeller zurueckgelassen hatten. Das Holz wurde in 1Meter lange Stuecke geschnitten, 2 bis 12 cm stark, und neben den Platz fuerden Meiler geschleift oder dorthin geworfen - der Transport war im wesentlichendie Aufgabe der Frauen. Sobald das Holz an Ort und Stelle war, wurde es auf der freien Fläche im Kreisherum (rrotari) gelegt, von aussen nach innen, und mit den groesseren Stueckeninnen. Die Aufschichtung des Meilers war ein Beispiel von sauberem Handwerk. Der Boden wurde mit Reisig (rrami) ausgelegt und zwar weil das Holz nicht diefeuchte Erde berühren sollte und diese Aestchen ein Netz bildeten, das dieLuftzufuhr ermöglichte.Auf dieser Weise lieferte das Holz die besten Ertraege bei der Verwandlung inKohle. Wenn das Holz in Kontakt mit dem Boden kam, konnte es nicht verkohlen,sondern wurde nur "verraucht" (marruni). Marruni war andererseits wertvoll umSchweinefleisch zu kochen, genauer gesagt Schnauze, Haxen oder Ohren usw.(frittuli), also Teile, die wegen der Knorpel nicht für die Herstellung vonWurstwaren verwendet wurden. - Das "verraeucherte" Holz hatte die Eigenheit, dass es ohne Flamme und nur langsam abbrannte.Wie diese zwei Beispiele zeigen, gibt es in einer armen Gesellschaft keineReste, denn alles wird genutzt.In der Mitte des Meilers wurden 50 cm lange Stuempfe (ccippi) kreisfoermig souebereinandergesetzt, dass die Mitte hohl blieb. Damit entstand ein echterKamin, wie er aus Hausdaechern herausragt. Der Rauchabzug im Inneren desMeilers musste den Druck anderer Holzstuecke aushalten, die spaeter daran unddarauf gehaeuft wurden. Das zu gewaehrleisten, war die Kunst des Koehlers. Der Rauchabzug wurde nicht am Stueck gebaut, es war immer nur ein Stueck hoeherals der Holzhaufen ringsum. Die Holzstuecke wurden fast aufrecht, doch vonaussen nach innen leicht geneigt aufgestellt. Nach der erste Schicht erhoehteman den Rauchabzug. Auf diese Weise wurde der Meiler hochgebaut und das Holzwurde konisch von innen nach aussen aufgeschichtet. Es war wichtig, die Stueckeso dicht wie moeglich nebeneinander zu platzieren.Jetzt baute der Koehler die Abdeckung in zwei Schichten. Fuer die erste Schichtbenutzte man Material, das Ort und Jahreszeit zur Verfügung stellten. Im Sommerarbeitete man mehr im Gebirge und benutzte Farn oder Buchenlaub, das reichlichvorhanden war.Im Winter zog man in milderen Gebiete und benutzte Grasbueschel oder Moos.Aussendrauf kam dann eine Schicht Erde. Die Erde wurde von unten nach obenangeworfen und immer mit dem Spaten festgeklopft. Sobald der Meiler auf dieseWeise abgedeckt war, machte man die Erde nass und klopfte sie von oben miteinem typischen Werkzeug, eine Holzschaufel, weiter fest. Diese war der Stueckeines Stammes, vom Koehler sorgfaeltig bearbeitet, bis es ruderfoermig war, nuretwas dicker. Sobald die Erde festgeklopft und kompakt war, zuendete der Koehler dem Meilervon oben durch den Rauchgang an. Er benutzte oft ein Stueck harzigesKiefernholz (a deda), das lang brannte, und darauf legte er duerre Zweige. DerAusgang wurde mit grossen Stuempfen und die Luecken mit Erde verstopft.In den Oberteil des Meilers wurden Loecher gestochen im Abstand von 60 - 70Zentimetern, damit der Rauch abziehen konnte. Sobald der Rauch weiss wurde,verstopfte man die Loecher wieder und oeffnete darunten neue, bis man denunteren Teil des Meilers erreicht hatte. Dieser Prozess musste pausenlosueberwacht werden, damit sich keine Luftblase im Inneren entwickelte, in derdas Holz haette Feuer fangen koennen.Oft passiert es, dass sich neben den Loechern Vertiefungen bildeten. Dasbedeutete, dass das Holz darunter verbrannte statt zu verkohlen. An diesenStellen entfernte man die Erdschicht, ersetzte das Holz und schloss die Deckewieder (civare). Morgens und abends benetzte man den Meiler und klopfte ihn fest.Sobald von den letzten Loechern Flammen entwichen, war der Meiler "gekocht".Die Loecher wurden mit Erde verschlossen. Der Meiler wurde zum Abkuehlen 2 bis5 Tage in Ruhe gelassen. Neben den Flammen gab es ein anderes Zeichen fuer das"Kochen" des Meilers, naemlich dass der Boden darunter sich senkte.Jetzt wurde die Kohle herausgenommen (scarvunari). Die Erde wurde neben denMeiler gelegt, damit sie fuer den naechsten Meiler bereit war. Vor der Abnahmeder Kohle musste man sie nass machen:1. um sie zu haerten und leitfaehiger zu machen,2. um eventuelle Glutherde loeschen.Der aeussere Teil des Meilers war broeckeliger, denn er war von duennerem Holzund dem Klopfen der aeusseren Erdschicht ausgesetzt. Die Mitte, also dergroesste Raum, wurde von vollstaendigen und verkohlten Holzstuecken gebildet. Der Meiler hatte dann die Form des Holzhaufens zu Anfang, aber statt gruen warer schwarz. Die Holzstuecke wurden nach aussen auf die vom Meiler abgenommeneErde gelegt. Wenn diese Arbeit fertig war, sackte der Koehler die Kohle ein. Man verwendeteJutesaecke (sacchi i zambàra) mit einem Fassungsvermoegen von 40-60 Kilo.Zuerst wurden die groesseren Stuecke eingelegt, und dann die Kleineren, diesogenannte Holzkohle (carbonella - "cinesa"), die durchgesiebt war, um dieRaeume unter den Stuecken aufzufuellen und den Sack kompakt zu fuellen. An denRand wurden lange Stuecke gelegt, damit die Kohle nicht rausfiel. Die Saeckewurden mit Schnur zugebunden, die durch Loecher ging, die mit einem Stoeckchen (piruni) gestochen wurden. Und damit war die Arbeit von ein bis zwei Wochen beendet

Donnerstag, 18. Oktober 2007

Regeln und Beschreibungen der Spiele unserer Kindheit.


BROSCHIJA
Für zwei oder mehr Spieler. Zwei Holzstoecke: einer (a mazza) ungefaehr 70 cm lang,rund und stark , ein anderer (broschiju) etwa 15 cm lang und mit spitzem Ende.Ein kleines Loch auf dem Boden (marreja). Auslosung dessen, der die Spielweise entscheiden soll: a corpu, a mpizzo, aspada, u biccheri. wie folgt.

"a corpu":
Das Stoeckchen (broschiju) wird im Loch quer gelegt. Der Spieler schlägt esmit dem groesserem Stock (mazza) und versucht dabei, es fortzuschleudern. DieGeschicklichkeit des Spielers ist dazu, den Broschiju kräftig zu treffen undihn so weit wie moeglich wegfliegen lassen. Wer den Broschiju am weitesten schleudert, hat gewonnen. Die Strecke wird mit dem Mazza abgemessen.

"A 'mpizzo":
Der Broschiju wird mit einer Spitze neben dem Loch (marreja) eingeschlagen. Dann wird er mit dem Mazza kräftig geschlagen. Wer den Broschiju am weitesten weg schlägt, hat gewonnen.

"U biccheri":
Ein Spieler legt den Broschiju auf die geballte Faust seiner Hand und mitder anderen Hand haelt er den Mazza. Er wirft den Broschiju hoch und schlaegtihn mit dem Mazza - möglichst weit weg natürlich.

"A spada":
Man haelt den Broschiju hinten dem Mazza, der in der geballte Faust ist. DerBroschiju wird hoch geworfen und mit dem Mazza geschlagen - auch hier möglichstweit weg.

PALORGIU (TROTTOLA - KREISEL)
Mit einer Schnur (lazzata) aufgerollt, wird die Holzkreisel (palorgiu) auf denBoden geschleudert, entweder kräftig (a corpu), oder mit wenig Kraft,womit die Schnur langsamer ausrollt (a lazzata). Wenn der Kreisel 'a corpu' geworfen wird, kann er mit der Spitze nach oben (acorpu supra) oder abwaerts (a corpu sutta) geworfen werden. Waehrend sich die Palorgiu dreht, wird sie auf die Handflaeche genommen undzwischen Zeigefinger und Mittelfinger gefuehrt. Die Qualitaet der Palorgiu wird so geprueft: wennn sie 'frisst', fuehlt mansie schwer, wenn sie 'nicht frisst', fuehlt man sie leicht und 'ndavi a pinna (federleicht). Ein groesserer Kreisel mit dickerer Spitze heisst Cardara. Eine kleinere heisstPirogina. Der typischste Spiel ist der Kreis: Zwei oder mehr Spieler legen ein Geldstueck oder einen Stumpen (Stuppajo) indie Kreismitte. Sie sollen mit dem Kreisel die Sachen zu den Kreisfuehren. Wer so etwas kann, hat das Recht, mit der Spitze seines Kreiselsden seines Gegners zu schlagen um sie kaputt zu machen. Eine andere Variante dieses Spieles ist die folgende. Alle Spieler werfen ihre Kreisel zum Kreis. Hiermit gibt es mehr Spass, weil jeder Spieler die Kreisel der Gegner schlagen kann um sie kaputt zumachen.Die Kinder sollten immer zwei Palorgiu zur Verfuegung haben: die Kleineremit der Feder (mehr kalibriert) um zu werfen und die Groessere um um zuschlagen.

SINGA
Unbestimmte Zahl von Spielern. Eine 'Singa' (zwei 80 cm lang senkrechteLinien) werden auf den Boden gezeichnet. Alle Spieler besitzen einGeldstueck, oder einen Korken (in einer aermeren Ausfuehrung). Aus einer bestimmten Entfernung wirft jeder Spieler die Muenze und versucht dieSinga zu erreichen. Die Wurfweise wird beim ersten Mal von einem ausgelosten Spieler bestimmt. Danach entscheidet der Spieler, der zuletzt gewonnen hat. Erlaubte Stellungen:

'A ncucchiju' (mit geschlossenen Fuessen) 'All'ancata' (mit einem vorwaerts gebeugtem Bein)

'Gàngila' (stehend, ein Fuss auf dem Knie des anderen Beines. Die Muenze wirddurch den Raum zwischen den Beinen geworfen)

'Ngia' (gebeugte Graetschstellung) Erlaubte Wuerfe:

'A firriu' (gehaltete Muenze oder Kork zwischen Zeigefinder und Daumen)

'O cilu' (die Muenze wird gerollt) Die Rangliste ist auf Grund der Entfernung zwischen den Muenzen oderKorken und der Singa.
Wer sich am meisten naehert, nimmt alle Muenzen, schuettelt sie zwischen denHaenden mit dem typischen Geraeusch (i scrusci) und wirft sie wieder auf denBoden. Er bekommt jede Muenze die den Kopf zeigt (esti). Die Anderen (nonesti) gehen zum Zweiten, der die selbe Sache wiederholt. Die letzte Muenzewird nach oben gedreht. Dieselben Regeln gelten, wenn statt der Singa eine Hausmauer benutzt wird.

BATTIMURU
Zwei oder mehr Spieler werfen abwechselnd eine Muenze gegen einen Mauer. Wermit seiner Muenze der seines Gegners am naechsten kommt, gewinnt sie. DieEntfernung zwischen einer Muenze und der Andere wird vorher von den Spielern bestimmt und ist mit einem Gegenstand (ca. 20 cm lang) gezeichnet.

Dienstag, 9. Oktober 2007

Sonntag, den 9. September 2007

Ich danke Grazia Papalia, meiner Schwester.

Das Gebiet von Delianuova breitet sich mit einer Flaeche von 21,4Quadratkilometern wie eine Terrasse über dem mittleren Duverso-Tal aus. Esbeherrscht, vom Aspromontemassiv geschuetzt, die Ebene von Gioia Tauro. Zweialte Gemeinden, Pedavoli und Paracorio, 1878 wurden unter eine gemeinsame Verwaltung vereinigt, und um dem Ursprung von Paracorio die Ehre zu geben,nannte man die neue Gemeinde Delianuova. Die Ursprung dieser zwei Siedlungen geht auf die Zeit der Sarazenenherrschaft zwischen dem 8. und dem 10. Jahrhundert zurueck. Die griechischstaemmigen Fluechtlinge von Delia, imAmendolea-Tal, gruendeten Paracorio. Noch heute sind Delianuova und Bova Zwillingsstaedte. Ihre Verbundenheit wurde durch den alten Weg zwischen den zwei Meereskuesten verstaerkt, der durch die Ebene von Carmelia bis zumAmendolea geht und die zwei Staedte verbindet. Traditionell nahm die Bevoelkerung von Delianuova an den religioesen Feiertagen und Messen von Bova teil und umgekehrt. Diese Verbundenheit hielt sich jahrtausendelang. Dieerste Dokumente ueber die Wanderungen gehen auf die Zeit zwischen 1050 - 1064zurueck, in der Dapidalbon (Stall-Dorf) Pedavoli genannt wurde. Der Name Paracorio (Siedlung in der Naehe des Dorfes) hat auch einen klaren byzantinischen Ursprung. Fast 200 Jahre lang waren sie Doerfer in derGrafschaft von Ruffo di Sinopoli. Fuer eine kurze Zeit waren sie Teil des S. Cristina-Lehens und blieben unter Spinelli bis 1806 Leibeigentum. 1783 wurde Pedavoli von einem grossen Erdebeben zerstoert und spaeter anderselben Stelle wieder aufgebaut. Das ebenfalls vollstaendig zerstoerteParacorio hingegen wurde anderswo, naemlich an der heutigen Stelle neuerrichtet.In Delianuova basiert die Wirtschaft auf dem Olivenanbau, der bis zur Hoehe von650 Metern die ganze Landschaft beherrscht. Die Olivenernte von November bisMai wird heute mit unter den Baeumen ausgebreiteten Netze gemacht, waehrend in
Vergangenheit ausschliesslich von Hand geerntet wurde. Ausserdem ist derGemueseanbau lukrativ, besonders der einer Sorte weisser Bohnen, "Pappaluni"genannt, die schon 1600 von P. Fiore in seinem Buch "Della Calabria Illustrata"beschrieben wurde. Nur wenige Bauern betreiben noch den Anbau von Weizen, Maisund Roggen ("Jermanu" Weizen genannt), der ein dunkles und herzhaftschmeckendes Brot ergibt. In diesem Gebiet gedieh frueher auch die Seidenzucht mit dem Maulbeerbaumanbausowie die Seidenweberei. Die erstklassigen Stoffe aus Pedavoli wurden in der 2. Haelfte des 16. Jahrhunderts im Werk von Barrioerwaehnt. Hinter dem Palast Soffrè war eine alte Spinnerei, die bis zur zweitenHaelfte des 19. Jahrhunderts taetig war. Spaeter wurde dort ein Kinoeingerichtet, das danach in eine Verpflegungsstelle umgewandelt wurde. Durch das ganze historische Zentrum hindurch bemerkt man Bauelemente ausgruenem Stein, aus dem wunderbar kuenstvolle Portale an herrschaftlichenHaeusern gemacht wurden: an den Palaesten Soffrè, Princi, Rossi, Bellantonio,Licastro, Caminiti, Manara und Esposito, sowie am ehemaligen Rathaus vonPedavoli und an den Portalen der zwei Pfarrkirchen. Fast alle befinden sich aufder Hauptstrasse, Umberto I. Auf den Bergen, in einem unwegsamen Platz, befinden sich die Ruinen des antikenBasiliano-Klosters von Santa Marina. Es bezeugt die Gegenwart einer Reihekleiner Kloester vom 1. Jahrtausend am Abhang des Aspromonte entlang. DasErbeben von 1793 zerstoerte auch die alte Kirche von St.Giovanni in Pedavoli,auf der Hoehe des Friedhofs, wo noch einige Ruinen erkennen kann. DieAssuntakirche im Zentrum von Paracorio wurde hingegen im Stil derNeorenaissance wiederaufgebaut. Typisch ist die zweituermige Fassade mitVorhalle, und im Inneren ein Hauptschiff mit Seitenkapellen. Sie wurde nach dem1908 Erdbeben neu restauriert. Im Inneren gibt es eine Statue derUnbefleckten Empfaengnis aus dem 17. Jahrhundert und eine Josephstatue ausHolz. Ueber dem Altar befindet sich ein grosses Gemaelde der Santa MariaAssunta aus dem 18. Jahrhundert. Der S.M.Assunta-Tag ist am 15. August, dieFestlichkeiten fangen aber schon ab dem 30. Juli an. Die Pfarrkirche St.Nicolain altem Pedavoli, erbaut 1590 aber von verschiedenen Erdbeben zerstoert, wurde1940 repariert und 1999 wieder fuer den Gottesdienst geoeffnet. Sie beherbergteine Statue der Madonna mit dem Jesuskind aus dem 16.Jahrhundert, einenAltarkerzenstaender aus dem 14. Jahrhundert, eine Holzstatue des Hl. Franz (San Francesco) undzahlreiche Altaere aus Holz. Zu den meist besuchten Gebaeuden zählt der PalastSoffrè, und zwar aufgrund seiner aussergewoehnlichen architektonischenQualitaeten und dem gruenen Stein an seinen Portalen. Hier schrieb derKomponist Francesco Cilea, Gast bei der Familie Soffrè, die beruehmte ArlesianaOper.Die natuerliche Umgebung ist ein einziger Rahmen eines recht bemerkenswerten Kulturgutes: hier stehen immer noch hundertjaehrige Pinien und Eichen. Einige Kilometer weit von der Ortschaft gibt es auf der Carmelia-Hochebeneeinen eingerichteten Rastplatz. Beim Weitergehen auf dem Weg nach Cerzaballo,auf der Hoehe von etwa 1300 Metern, begegnen wir riesige Felsbloecken: "igiganti - die Riesen", womit eine Volkssage verbunden ist.

Montag, 8. Oktober 2007

Dienstag, den 18. September 2007

Jedesmal wenn ich nach Delianuova zurueckkomme, besuche ich zwei von uns, dieden Mut zu bleiben gefunden haben. Dank ihrer Intelligenz, ihrem Talent undihrer Ausdauer haben sie etwas aufgebaut, das unserem Land Ehre macht.

Ein gutes Beispiel ist Antonio Barca. Er hat seine Berge nicht verlassen unddort den Aspromonte Nationalpark aufgebaut. Er ist nicht weggefahren vor dendortigen Fluessen, die in Winter mit schrecklicher Gewalt nach dem so nahen undgleichzeitig so fernen Mittelmeer stroemen. Wie schon als Kind kann er heutejeden Tag zur Carmelia-Ebene hochsteigen, der geologischen Terrasse unter derPyramide von Waeldern und Felsen des Montalto, mit fast 2.000 Metern dersüdlichste Berg der italienischen Halbinsel.Und doch hatte Antonio, 40, vor einigen Jahren seine Koffer bereits gepackt,nachdem er wegen seines kaputten Rueckens als Bauarbeiter keine Stelle mehrfinden konnte. Marie Thérèse Italiano (Teresa), seine Frau, war schon inTreviso - wie tausend andere waren sie bereit Delianuova zu verlassen und nachNorden auszuwandern.Aber Antonio hat sich schließlich doch entschieden, dass er in Delianuova eineZukunft hatte - ein Gluecksfall unter den Symbol-Geschichten vom neuenAspromonte, eine Geschichte unter den vielen ueber die Wiedergeburt diesesGebirges mit den Ebenen von Carmelia, den hohen Buchenwaeldern, den Fluessenmit den vom Wasser glattgeschliffenen Kieseln, den Doerfern mit ihren felsigenWurzeln, dem Schnee, der monatelang sich gegen die Milde des Mittelmeeressperrt und den Aspromonte weiss macht. Antonio ist Parkfuehrer geworden. Mitanderen jungen Leuten (Diego und Aldo) hat er einen Verein fuer Natur-Tourismusaufgebaut. Drei Männer, die uns zeigen: auch in diesem äußersten Rand vonEuropa lohnt es sich, in einem ausserordentlichem Land zu leben.Aus der Zeitung 'La

Repubblica' vom 18. September 2007

Vetter Saro (Compare Saro) fragte mich eines Nachts: "Was hoerst du im Wald?". Ichantwortete: "Ich hoere den Wind". Und er: "Ich glaube, es ist Wasser". Erhatte Recht, in der Naehe gab es einen Fluss und bei Tagesanbruch war er dortund angelte Forellen an der besten Stelle.Die Sterne sind heraus und Antonio Barca, Erbauer, Besitzer und Manager derSchutzhuette auf der Hochebene Piani di Carmelia auf 1260 Metern Hoehe,erzaehlt, was er ueber den heiligen Berg Kalabriens, den Aspromonte, so hochwie ein Ozeandampfer auf einem unendlichen Meer, gelernt hat.Antonio hat alles hier alleine gemacht. Er suchte sich diesen Platz und bauteeine Schutzhuette mit 20 Gaestebetten. Sein Ruecken ist kaputt, aber er beklagtsich nicht, er ist zufrieden hier zu leben. Er macht das Feuer an.Mit uns am Tisch sitzen seine Frau Marie Thérèse Italiano, dann Diego Festa,der Bergfuehrer, den mir der Himmel schickte um meinen Fiat Topolino zu reparieren, undsein Freund Giuseppe Lorenti, der mich wie ein Falke von Catania erreichte.Das Auto steht derweil schmutzig aber zufrieden im Freien."Mein Vater und Compare Saro lehrten mich die Berge zu lesen, nachts michohne Landkarte nach dem Wasserklang zu orientieren, die Marderhoehlen zufinden, nach Allerseelen die Siebenschlaefer zu jagen. Ach, dieSiebenschlaefer! Sie sind ein Leckerbissen, das feinste Fleisch der Welt...""Ich habe alles von Kindesbeinen an gelernt. Wenn ich Eicheln auf der Erdegesehen habe, konnte ich sagen, ob ein Siebenschlaefer, eine Maus, eineHaselmaus oder ein Eichelhaeher sie angeknabbert hatte. Das ist meine Welt,mein Leben". Fuer ein Moment herrscht Stille. "Es ist aber hart hier, Paolo, duweisst nicht, wie hart das Leben hier ist"."Tauben fliegen weg und Raben bleiben. Die Auswanderung geht in grossem Schwungweiter. Ich aber habe Nein gesagt, bin nicht fortgegangen. Ich habe hier allesinvestiert, was ich hatte. Diese Berge sind eine lohnenswerte Chance fuer jungeLeute mit gutem Willen. Fast niemand aber hilft mir. Stell dir vor, eines Tageskam der Praesident des daenischen Parlaments hierher, mit Kindern undSchlafsack. Er war von diesem Ort ganz hingerissen. Kannst du dir einenitalienischen Politiker vorstellen, der so etwas machen würde?"